Josef Rack erteilt Deutsch-Unterricht in Kenia
Pensionierter Rektor ist ehrenamtlich tätig

Von Rottweil nach Afrika: Josef Rack, langjähriger Rektor der Aichhalder Grund- und Hauptschule und als Pensionär inzwischen in Rottweil lebend, unterrichtet drei Monate lang ehrenamtlich in Kenia Schülerinnen und Schüler in der deutschen Sprache. Ziel ist es, dass die elf jungen Menschen in Deutschland eine Beschäftigung in der Gastronomie finden.
Ukunda/Rottweil – Ganz schön heiß ist es in Ukunda, etwa eine Autostunde von der kenianischen Hafenstadt Mombasa entfernt am Indischen Ozean. Hier wohnt Josef Rack in einem Hotelzimmer im Diani Sea Resort. Kein Zufall: Sven Kampa, Besitzer dieses und anderer Hotels, ist Initiator der Aktion. Zusammen mit Politiker Christoph Hoffmann und seiner Firma GIVT (German Institute for Vocational Training). Hoffmann ist wie Rack Mitglied der FDP, daher auch der Kontakt. Er war Bundestagsabgeordneter und dort einige Jahre kommissarischer Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Hoffmann möchte junge Menschen aus südlichen Ländern dazu befähigen, in Deutschland eine Ausbildung zu machen und hier zu arbeiten – in Berufen, in denen dringend Nachwuchs gesucht wird. Wie also in der Gastronomie.
„Als er mich über dieses Projekt bei einem Landesparteitag informierte, hat es mich gleich begeistert. Zum einen, weil ich denke, dass wir im Gastronomiebereich einen großen Arbeitskräftebedarf haben, den wir nicht decken können“, berichtet Rack. Und zum anderen aus einem persönlichen Grund: Er wollte schon vor Jahren an einer Schule im Ausland unterrichten. Aber aus familiären Gründen habe es nicht geklappt. So blieb der Auslandsschuldienst in Afrika, in Mittel- oder Südamerika ein Traum. „Jetzt hat mir Christoph Hoffmann diese Chance gegeben, und meine Frau Marianne hat mich gleich darin bestätigt, diese Chance zu nutzen. Späte unerwartete Realisierung dieser Vision“, sagt Rack erfreut.

Elf hoch motivierte Schüler
Die Schülerinnen und Schüler, elf an der Zahl, arbeiten derzeit alle in einem von Kampas Hotels. Es sind sieben männliche und vier weibliche Studenten. Sechs davon haben als Koch, drei als Kellner/in und zwei als Rezeptionistin gelernt und arbeiten in ihren Berufen. Für den Deutsch-Unterricht werden sie von der Arbeit freigestellt – bezahlt. Werktags von 16 bis 18, samstags von 10 bis 14 Uhr unterrichtet Josef Rack die 23- bis 29-Jährigen. Über deren Motivation braucht er sich nicht zu beklagen: „Deutschland ist für sie der große Traum“, berichtet Rack im Gespräch mit der NRWZ. Und sie wissen: Eine Chance haben sie hier nur, wenn sie das Sprachniveau A2 erreicht haben.
Ohne Unterstützung durch ihren Chef würden sie das nicht schaffen, berichtet Rack: Allein die Sprachprüfung kostet umgerechnet 140 Euro – für die Menschen dort eine hohe Summe. Ganz zu schweigen von den Kosten des Unterrichts. In einem Auswahlverfahren der G.I.V.T und Resortchef Sven Kampa haben sich diese elf qualifiziert.
Praktischerweise liegt die Schule gleich um die Ecke beim Hotel. Die TradeWinds Akademie, eine private Schule, wurde von Sven und Carla Kampa gegründet. „Mein Unterrichtsraum verfügt über ein modernes Whiteboard“, berichtet Rack. Doch nicht alles ist so rosig: So musste er auch mal improvisieren, weil es an Papier für die Unterrichtsmaterialien mangelte.
Die Unterrichtssprache ist Deutsch. Aber wenn es drauf ankommt, ist auch Englisch ein gutes Verständigungsmittel. Was die elf bereits in der Schule gelernt haben. Für ein bisschen Übung in deutscher Sprache sorgen auch deutsche Gäste im Hotel.
Das Ende des Kurses ist abzusehen: Am 18. November ist die Prüfung im Goethe-Institut in Mombasa. Bis dahin wird sich auch Rack im fremden Land etwas besser verständigen können: „Die Schüler bringen mir jeden Tag zwei Wörter Suaheli bei“, berichtet er.
Derzeit ist er noch überwiegend in Ukunda. Doch nach Abschluss seines Engagements geht er mit Gattin Marianne auf Safari.
Zur Person
Josef Rack kann auf eine lange Erfahrung als Schulleiter zurückblicken. Von 1986 bis 2001 war er Rektor der Grundschule Marschalkenzimmern. Anschließend leitete er die Grund- und Werkrealschule in Aichhalden, bis zu seiner Pensionierung 2020. In seine 19 Jahre dauernde Amtszeit in Aichhalden fiel auch sein größter Erfolg: 2014 gehörte die Aichhalder GWRS zu den Top 15-Schulen beim Deutschen Schulpreis. Als einzige Schule aus Baden-Württemberg.
